- Wie entwickelt sich ein Lipödem?
- Welche Entwicklungsstadien gibt es?
- Kann ich mit Lipödem joggen gehen?
- Worauf muss ich achten, wenn ich mit Lipödem jogge?
- Laufen mit Kompressionsstrümpfen
- Welcher Sport empfiehlt sich bei fortgeschrittenem Lipödem?
- Kann ich mein Lipödem wegtrainieren?
- Wenn nichts mehr hilft...
- Kann ich mit Lipödem Halbmarathon oder Marathon laufen?
- Ein Erfahrungsbericht: Ultraläuferin Antje Wensel spricht über ihre Diagnose Lipödem und ihren langen Weg zum Normalgewicht
Bei Menschen mit einem Lipödem ist das Unterhautfettgewebe deutlich vermehrt und es kann auch noch wachsen. Es handelt sich um eine chronische, fortschreitende Stoffwechselerkrankung. Das Wort Lipödem stammt aus dem Griechischen (lipos = Fett; oidema = Schwellung). Nicht selten lagert sich im betroffenen Gewebe zusätzlich Wasser ein (Ödeme). Die überschüssigen Fettpolster werden von manchen auch als „Reiterhosen“ oder „Säulenbein“ bezeichnet, weil vor allem die Beine betroffen sind. Das Fettgewebe setzt sich in der Regel symmetrisch an beiden Beinen an. Es können aber auch die Arme, genauso wie der Hüft- und Gesäßbereich betroffen sein (eher selten der Bauch).
Die Birnen-Optik: Der Rumpf von Betroffenen ist oft recht schlank im Vergleich zum Unterkörper. Aufgrund dieser unproportionierten Optik leiden etliche Lipödem-Erkrankte unter Figur-Problemen. Im fortgeschrittenen Stadium weisen die betroffenen Hautstellen eine erhöhte Druckempfindlichkeit auf, bis hin zum Schmerz. Um Schmerzen zu verhindern und weiteren Zuwüchsen vorzubeugen, ist es empfehlenswert, rechtzeitig einen Facharzt oder eine Fachärztin aufzusuchen. Als Fachleute für diese Krankheit gelten Hautärzte (Dermatologen) und Venen-Fachärzte (Phlebologen) sowie Lymphspezialisten (Lymphologen).
Wie entwickelt sich ein Lipödem?
Bei Ihnen besteht der Verdacht auf Lipödem, oder Sie haben bereits die Diagnose von Ihrem Hautarzt erhalten? Dann sind Sie hier genau richtig! Wir können Sie auch gleich beruhigen, denn Sie sind nicht allein. In Deutschland sind Schätzungen zufolge zwischen einer halben und einer Million Menschen betroffen, es ist dabei die Rede von einer Frauenkrankheit (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Phlebologie). Das Krankheitsbild tritt fast ausschließlich bei Frauen auf, meist im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Die Ursache dieser Krankheit ist nicht vollständig erforscht. So viel ist aber sicher: Hormonelle Umstellungen spielen eine Rolle. Auch die Einnahme von weiblichen Hormonen (Östrogen, wie z. B. in der Pille) können Symptome begünstigen. Außerdem gibt es eine genetische Neigung. „Tatsächlich fällt auf, dass fast ausschließlich Frauen betroffen sind, vor allem nach Hormonumstellungen, wie in der Pubertät, Schwangerschaften, aber auch nach der Menopause, oder durch die Einnahme von Hormonpräparaten. Die Veranlagung zum Lipödem ist erblich bedingt“, informiert Dr. med. Michael Hartmann, Phlebologe im Venenzentrum Freiburg.
Das Problem: Bis die Erkrankung vom Facharzt diagnostiziert wird, vergehen oft Jahre. Etliche Patientinnen suchen erst Hautärzte auf, wenn weder Sport noch diverse Diäten helfen konnten und der physische sowie psychische Leidensdruck groß geworden ist. Bei dem Lipödem handelt es sich um eine chronische Krankheit, die voranschreitet. Es wird in der Regel nicht besser, sondern eher schlimmer, wenn nichts dagegen getan wird. Manchen Frauen im fortgeschrittenen Stadium bleibt als Therapie gegen die Druckschmerzen nur noch ein operativer Eingriff (Liposuktion = Fettabsaugung), um dem Leidensdruck Einhalt zu gewähren. Daher ist es so wichtig, dass Betroffene rechtzeitig ärztlichen Rat einholen.
Welche Entwicklungsstadien gibt es?
Es gibt drei Stadien: Das erste Stadium ist eine ungewöhnliche, aber noch eher leichte Fettansammlung (meist an den Beinen, vor allem den Oberschenkeln, an Hüften und Gesäß). Im Anfangsstadium verdickt sich die Unterhaut, wobei auch schon kleine „Knötchen“ unter der Haut auftreten können. Auffällig an dem Krankheitsbild: An den betroffenen Stellen entstehen leichter blaue Flecken als im gesunden Gewebe.
Im zweiten Stadium kommt es zur weiteren Gewichtszunahme und die Störung der Fettverteilung ist bereits stark sichtbar, denn die Hautoberfläche wird wellig. Es bilden sich größere Knoten in der Unterhaut. Hinzu kommen nicht selten Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) sowie Druckschmerzen, Spannungsgefühl und Entzündung durch Reibung der Fettpolster an den Oberschenkeln.
Im dritten Stadium nehmen die Betroffenen weiterhin unkontrolliert an Gewicht zu. Sie leiden unter Druckschmerzen und starkem Spannungsgefühl, wobei diese vor allem die Außenseite der Oberschenkel betreffen (mehr als die Innenseite). Die Haut bildet stark überhängende Lappen. Bei manchen Patientinnen breitet sich das Lipödem aus auf weitere Körperregionen, wie beispielsweise die Oberarme.
„Bei fortgeschrittenem Lipödem kann es zum Lymphstau kommen, das Gewebe schmerzt. Vor allem im Stadium zwei und drei leiden die Patientinnen sehr“, sagt Dr. med. Michael Hartmann. „Wenn das Lipödem Schmerzen verursacht, wird von einem Krankheitsbild gesprochen. In diesem Fall zahlen die Krankenkassen mit Nachweisen zum Teil die Kosten einer Fettabsaugung, allerdings sollten die Patientinnen zuvor den Ist-Zustand ein Jahr stabil halten, damit auch danach der Erfolg anhaltend bleibt. Das ist häufig der Fall. Wir haben in der Regel gute Ergebnisse nach einer Liposuktion“, sagt Dr. Hartmann.
Kann ich mit Lipödem joggen gehen?
Sollten Sie sogar! Denn die Gewichtskontrolle ist bei der frühen Behandlung des Lipödems der entscheidende Faktor. Diese Krankheit kann zwar bislang nicht geheilt werden, aber sie kann in Grenzen gehalten werden. Und darum geht es. Deshalb gehört der Sport neben einer gesunden Ernährung und anderen sogenannten konservativen Methoden – wie Kompressionsstrümpfe und Lymphdrainage – zur ganzheitlichen Therapie dazu. Falls Sie Ihre Ernährung verbessern möchten, schauen Sie sich gern auch unser neues RUNNER’S-WORLD-Ernährungscoaching an. Damit erhalten Sie Woche für Woche gesunde, leckere und alltagstaugliche Rezepte. Einen Laufplan für den sanften Einstieg ins Laufen finden Sie hier:

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Worauf muss ich achten, wenn ich mit Lipödem jogge?
„Wenn die Patientinnen sonst gesund sind und das Lipödem noch nicht ausgeprägt ist, empfehle ich jeden zweiten Tag Sport. Joggen, Walken und Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren sind gute Sportarten. Laufen ist hervorragend für den Muskelaufbau und Fettabbau“, sagt Dr. med. Hartmann. Laufen eignet sich auch deshalb besonders gut zur Gewichtskontrolle, weil es die Ausdauersportart ist, bei der am meisten und effektivsten Kalorien verbraucht werden. Bewegung verbessert in jedem Fall Ihr Lebensgefühl und hält Ihr Gewicht stabil – ein wesentliches Ziel für das „Stabil-Halten“ des Lipödems. Damit es nicht weiterwächst ...
Laufen mit Kompressionsstrümpfen
„Für das Jogging mit Lipödem im ersten Stadium reicht ein Sport-Kompressionsstrumpf aus, wie man ihn in jedem Sportfachgeschäft erhält“, sagt Hartmann.
„Ist das Lipödem schon etwas fortgeschrittener, sollte ein phlebologischer Kompressionsstrumpf als Knie- oder Schenkelstrumpf getragen werden. Es gibt auch Kompressions-Strumpfhosen für den Alltag und zum Sporttreiben und Kompression im Hosenanteil“, informiert der Hautexperte. In unserem Test von Kompressionstights zum Laufen haben etwa die X-Bionic-Pants 4.0 gut abgeschnitten.
Der Vorteil an Kompression beim Laufen ist zudem der Schutz der Hautoberfläche, so reibt Strumpf auf Strumpf und nicht Haut auf Haut. „Damit können sich Entzündungen und Infektionen verhindern lassen, aber auch die Hautpflege mit Cremes ist ganz wichtig bei einem Lipödem“, informiert Dr. med. Michael Hartmann.
Welcher Sport empfiehlt sich bei fortgeschrittenem Lipödem?
Im fortgeschrittenen dritten Stadium sollte ein Einstieg in den Ausdauersport nur unter ärztlicher Kontrolle stattfinden. Denn diese Erkrankung kann mit einer stetigen Gewichtszunahme einhergehen. Ist die Patientin bereits älter und stark übergewichtig, kann sich Ausdauersport sogar gesundheitsschädigend auf den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislauf-System auswirken. Daher ist die medizinische Betreuung des Sporteinstiegs wichtig (medizinische Gesundheitsuntersuchung).
Sanftes Jogging mit Gehpausen (z. B. nach der Galloway-Methode) ist bei starkem Übergewicht unter Umständen angebracht. Hier sollte zuvor ein medizinischer Check-up durchgeführt werden; eventuell mit Leistungsdiagnose und gezielter Trainingsberatung und -planung durch kontrolliertes Pulstraining, um Überforderungen zu vermeiden. Ihren Bewegungsplan könnten Sie dann während des Einstiegs mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.
Sollte Laufsport nicht möglich sein, so könnte der Einstieg in den Ausdauersport auch über sanftere Bewegungsformen wie die Aqua-Gymnastik, Aqua-Jogging oder über Walking bzw. Nordic Walking gelingen. Auch entspanntes Radfahren tut gut, weil das Körpergewicht (genau wie im Wasser) durch das Fahrrad abgefedert wird und das Verletzungsrisiko geringer ist als beim Laufsport. Orthopädische Beschwerden könnten die Folge eines überstürzten Laufeinstiegs sein, wohingegen bei diesen sanfteren Bewegungsarten der Gelenkapparat, Bänder und Sehnen besser geschützt werden.
Kann ich mein Lipödem wegtrainieren?
Die schlechte Nachricht zuerst: Nein, das geht nicht. Die gute Nachricht: Mit Ausdauertraining lässt sich in vielen Fällen das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder vermindern. Je früher Sie damit anfangen, desto besser. Mit einem sehr gesunden Lebensstil, der viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung beinhaltet, können viele das Stadium ihres Krankheitsbildes erhalten und Beschwerden vorbeugen.
Wenn nichts mehr hilft...
Das Lipödem kann aber auch trotz Ausdauersport und einer gesunden Ernährung fortschreiten, das ist besonders frustrierend für die betroffenen Frauen. Da tun sie schon alles, dennoch hilft nichts. Das führt nicht selten zu seelischem Leid und einer immensen psychischen Belastung. So war es bei Antje Wensel (siehe Interview unten). Trotz Trainingsumfänge von manchmal bis zu 100 Kilometer pro Woche und einer sehr bewussten Ernährung wuchs bei der Ultraläuferin das Unterhautfettgewebe weiter an.
Kann ich mit Lipödem Halbmarathon oder Marathon laufen?
Sollten Sie keine Beschwerden haben und schon länger mit Lipödem trainieren, können Sie ohne Probleme an Laufveranstaltungen teilnehmen. Haben Sie den gesunden Einstieg in die Welt des Ausdauersports erst geschafft, lässt sich mit Lipödem sogar ein Halbmarathontraining oder ein Marathontraining absolvieren, wie unser Erfahrungsbericht einer Läuferin zeigt ...
Ein Erfahrungsbericht: Ultraläuferin Antje Wensel spricht über ihre Diagnose Lipödem und ihren langen Weg zum Normalgewicht
Bei Antje Wensel, 39, aus Bischofswerda (Sachsen) blieb das Lipödem lange unerkannt. Nach der Pubertät veränderte sich ihre Figur: Trotz Diäten und Sport nahm sie stark zu. 2015 lief sie ihren ersten Marathon und erhielt zwei Jahre später die Diagnose. Obwohl sie zu dieser Zeit bereits Ultraläuferin war, konnte sie ihr Gewicht nicht halten und litt unter Druckschmerzen. Deshalb entschied sie sich 2017 für einen operativen Eingriff. Hier berichtet sie vom langen Weg zum Normalgewicht...

Wie entwickelte sich das Lipödem bei Ihnen?
Ich war 17, als meine Beine und die Hüfte immer breiter wurden. Mit Anfang 20 passte mein Unterkörper nicht mehr zum Oberkörper. Das war auch die Zeit, als die Lipödem-Druckschmerzen begannen. Schon bei leichten Stößen bekam ich blaue Flecken. 120 Kilogramm war mein Höchstgewicht, das ich mit Mitte 20 wog. Das war zu meiner Studienzeit. Weil ich damals wenig Zeit für Sport hatte, nahm ich stark zu. Die Druckschmerzen und schweren Beine bereiteten mir Probleme, selbst nachts im Bett beim Ruhen hatte ich ein Rumoren in den Beinen. Nach dem Studium baute ich mein Übergewicht durch den Sport wieder auf 105 Kilo ab. Doch obwohl ich etliche Diäten einhielt und Sport machte, konnte ich mein Gewicht nicht weiter reduzieren. Das schlug bei mir auf die Psyche.
Wie wurde die Diagnose gestellt?
Das Lipödem war ja fast zwei Jahrzehnte unerkannt. Ich hatte noch nie etwas von dieser Krankheit gehört, als mich eine Lauf-Freundin im Jahr 2017 darauf aufmerksam machte. Daraufhin ging ich zum Phlebologen, der es bereits bei seiner ersten Untersuchung erkannte. Ich erhielt die Diagnose: Lipödem im zweiten Stadium. Danach saß ich im Auto und musste weinen. Für mich brach eine Welt zusammen, denn das war zwei Monate vor meinem Ultra-Etappenlauf. Den wollte ich auf keinen Fall abbrechen, habe ich auch nicht! Der Gedanke an den Etappenlauf war mein Hoffnungsschimmer in dieser Zeit.
Mit Lipödem liefen Sie 2015 Ihren ersten Marathon, wie war das?
2015 begann ich mit Laufen. Zu dieser Zeit fing es an den Armen an. Meine Arme wurden dicker und dicker, obwohl ich viel Sport machte und mich gesund ernährte. Mit 100 Kilo lief ich meinen ersten Marathon, das war in Frankfurt. Es war schon eine Belastung für meine Knie und Gelenke, doch mein Ziel war Ankommen ohne jegliche Zeitvorgabe. Ich achtete im Training auf Regeneration. Zwischendurch habe ich Gehpausen gemacht und erreichte gesund das Ziel. Auf den letzten Kilometern schwor ich mir, das nicht noch einmal zu tun, doch schon zwei Minuten nach Zieleinlauf änderte ich meine Meinung. Ich wollte mehr.
Anschließend steigerten Sie die Trainingsumfänge und finishten unter den Top Ten der Frauen bei einem der härtesten Ultrarennen der Welt, wie schafften Sie das?
Ja, das war der 250 Kilometer lange Etappenlauf durch die Sahara in Namibia 2017. Der Wille ist enorm wichtig bei so einem Lauf, dem schreibe ich den Großteil zu. Doch ich hatte ein halbes Jahr zuvor auch ein gezieltes Training betrieben – mit Wochenplan. Drei Wochen des Monats trainierte ich straff, mit nur einem Tag Pause pro Woche, die vierte Woche reduzierte ich das Training für die Regeneration. Ich lief oft in der Mittagshitze, um mich auf die extreme Hitze vorzubereiten. Zudem trainierte ich lange Märsche, denn diese sind ganz wichtig beim Ultra-Etappenlauf. In flottem Marschier-Schritt überholte ich beim Namibia-Ultra einige auf den letzten Kilometern und erreichte den neunten Platz. Das freute mich besonders vor dem Hintergrund, dass ich acht Wochen zuvor die Diagnose erhalten hatte. Danach lief ich weitere Ultras, z. B. den 250-km-Gobi-Marsch durch die Mongolei.
In den Jahren 2017 und 2018 unterzogen Sie sich vier Operationen, weil der Schmerz zu groß wurde. Wie verliefen diese?
Trotz fast täglichen Laufens nahmen die Druckschmerzen nicht ab. An manchen Tagen fiel mir das Laufen schwer, ich hatte Beine wie Blei. Weil viel mehr Volumen als bei gesunden Läuferinnen vorhanden war, rieben sich die Beine leicht wund. Ich trug zu diesem Zeitpunkt Kompressionsstrümpfe im Alltag, aber nicht beim Laufen. Das war mir unbequem, deshalb habe ich mit Cremes und Hautpflege dem Wundlaufen vorgebeugt. Doch der Leidensdruck wurde so groß, dass ich mich schließlich für die Operation entschied. Die erste OP war im September 2017. Ich begann mit den Armen, denn ich hatte schon einen Startplatz für den New-York-Marathon im November, bei dem ich unbedingt dabei sein wollte. Ich dachte mir, die Arme brauche ich beim Marathon am wenigsten.
2018 folgten drei OPs, zuerst die Unterschenkel, anschließend die beiden Oberschenkel: erst Vorder-, dann Rückseite, mit Gesäß. Die Liposuktion ist aber kein Spaßziergang, weil alles danach angeschwollen ist und der Heilungsprozess lange dauert. Sie ist nicht zu verwechseln mit einer Schönheits-OP, denn es bleiben überschüssige Haut und Dellen übrig und nach jeder OP muss die Patientin Kompressionsbekleidung tragen und Lymphdrainagen über viele Wochen erhalten. Es dauerte Monate, bis ich schmerzfrei war. Danach ist Sporttreiben und Gewichthalten wichtig, damit es so bleibt. Bei mir wurde dadurch endlich der Stoffwechsel angeregt: Ich habe von 2018 bis heute weitere 20 Kilo abgenommen. Heute wiege ich 80 Kilo bei 1,75 Meter Körpergröße und genieße die Freiheit, ohne Druckschmerz und Wundlaufen trainieren zu können.
Wie hoch waren die OP-Kosten und hat Ihre Krankenkasse diese übernommen?
Bei mir wurde kein Cent für die vier OPs gezahlt. Ich habe die kompletten Kosten von 20.000 Euro selbst bezahlt, nachdem ich ein zweijähriges Rechtsverfahren mit der Kasse führte, das ich leider verlor. Ich bin auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in diversen Lipödem-Gruppen unterwegs. Da lese ich jedoch immer wieder, dass Kosten übernommen werden. Ich denke, da ist in den letzten Jahren ein wenig mehr passiert. Von daher lohnt es sich zumindest, den Versuch zu starten.
Hintergrundinformation
Antje Wensel schrieb ihre Erfahrungen in einem Buch nieder: „Du kannst, wenn du willst“ erschien im März 2018. Die Ärzte empfahlen ihr anfangs Aquajogging statt Marathon-Training. Doch die Diagnose Lipödem war für sie kein Grund, von ihrem Traum, dem Marathonlauf, abzuweichen. Trotz krankheitsbedingter Zunahme von Unterhautfettgewebe an Armen, Beinen und Hüfte trainierte sie nach ihrem ersten Marathon sogar für eines der härtesten Ultrarennen: das 250 Kilometer lange „Sahara Desert Race“ durch die Wüste Namibias, bei dem sie 2017 als neunte Frau ins Ziel lief.
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