- Was ist eine Schambeinentzündung?
- Was ist das Schambein und welche Strukturen gehören noch dazu?
- Wie funktioniert die Symphyse und was hat sie mit dem Iliosakralgelenk zu tun?
- Welcher Arzt stellt die Diagnose "Schambeinentzündung"?
- Was hilft bei einer Schambeinentzündung?
- Welche Medikamente, Tabletten und Salben helfen bei einer Schambeinentzündung?
- Wann darf man nach einer Schambeinentzündung wieder Sport machen?
- Welche Übungen lindern die Schmerzen bei einer Schambeinentzündung?
Sie sind ein Fan des Traillaufens oder einer anderen Sportart, bei der Sie innerhalb einer Trainingseinheit immer wieder anlaufen, stoppen und erneut starten - und neuerdings plagen Sie sich mit Schmerzen in der Leistengegend, rund um das Schambein und im unteren Rücken herum? Dann kann die Diagnose unter Umständen "Schambeinentzündung" lauten. Erfahren Sie hier, was das für Ihr weiteres Training bedeutet.
Was ist eine Schambeinentzündung?
Bei der Schambeinentzündung (auch: Osteitis pubis, Pubalgie oder Symphisitis) handelt es sich um eine Entzündung der Schambeinfuge (medizinisch: Symphyse), die durch immer wiederkehrende Mikrotraumata, also kleinste Verletzungen einzelner Körperstrukturen, entsteht. Mitbetroffen sind neben der Symphyse die Schambeinknochen und die umliegenden Muskeln und Bänder.
Eine Schambeinentzündung wird nicht durch Viren oder Bakterien verursacht, läuft also nicht-infektiös ab. Betroffen sind vor allem SportlerInnen aus Sportarten wie Fußball, Tennis, Handball, Badminton und Basketball, weil hierbei immer wieder schnelle Start-Stopp-Bewegungen auf hartem Hallenboden stattfinden. Unter Läufern trifft die Schambeinentzündung vor allem Trailläufer.
Was ist das Schambein und welche Strukturen gehören noch dazu?
Das Schambein ist ein Teil unseres Beckens. Der Beckenring stellt sozusagen die Basisplattform unseres Rumpfes, schließt den Bauchraum nach unten ab und ist die Verbindung zwischen Armen, Wirbelsäule und Beinen. Am Rücken schließt das Kreuzbein (Sacrum) das knöcherne Becken ab. Daran grenzen auf beiden Seiten über das Iliosakralgelenk (ISG) die Hüftbeine (Os ilium) mit ihren Hüftschaufeln oben und den Sitzhöckern unten. Dort, wo die beiden Hüftbeine vorne zusammentreffen, befinden sich die Schambeine. Zwischen den beiden Schambeinen ist eine Faserknorpelscheibe: die Schambeinfuge, Symphyse oder Symphysis pubica. Die Symphyse ermöglicht minimale Bewegungen des Beckenrings. Das weibliche Becken ist deutlich größer als das der Männer, allerdings nicht so hoch wie das männliche.
Wie funktioniert die Symphyse und was hat sie mit dem Iliosakralgelenk zu tun?
Das Becken stellt die Verbindung zwischen der Wirbelsäule und den Beinen dar und wirkt somit auch als Überträger der Kräfte von oben nach unten und von unten nach oben. Das Körpergewicht wird über die beiden Iliosakralgelenke und die Hüftbeine symmetrisch auf beide Beine verteilt. Ein Teil der vom Rumpf nach unten und von den Beinen nach oben wirkenden Kräfte trifft am Schambein aufeinander. Für eine gesunde Symphyse ist es also wichtig, dass die Verteilung der Kräfte über die Iliosakralgelenke, den Beckenring und die Symphyse funktioniert. Funktioniert eines dieser Beckengürtelelemente nicht richtig, kommt es zu einer Funktionsstörung im ISG, am Schambein oder in der Lendenwirbelsäule.
An der Symphyse setzt von oben die Sehne des geraden Bauchmuskels (Rectus Abdominis) an. An der Vorderseite der Schambeinfuge befinden sich die Ansätze der schrägen Bauchmuskeln (Obliquus internus und externus), aber auch die Ursprünge einiger Beinmuskeln: Gracilis-Muskel und M. Adduktor Longus. Bandstrukturen stabilisieren die Symphyse von allen Seiten. In der Schwangerschaft sorgen Hormone für eine kurzfristige Lockerung des ansonsten straffen Gelenks.
Wenn Sie beim Gehen oder Laufen auf dem rechten Bein stehen und das linke Bein vom Boden abheben, sinkt das Becken auf der linken Seite nach unten ab. Dann verlagert sich das Schambein auf der rechten Seite nach oben und auf der linken Seite nach unten. Die Symphyse wird Druck- und Zugbelastungen ausgesetzt. Eigentlich ist die Symphyse durch die Bänder und Muskeln so fest gesichert, dass keine wirkliche Verschiebung stattfinden kann. Eine Verletzung der Iliosakralgelenke kann jedoch zu Schmerzen und / oder einer Entzündung im Schambeinbereich führen.
Welcher Arzt stellt die Diagnose "Schambeinentzündung"?
Betroffene Sportler gehen meist mit Schmerzen in der Leistengegend, im Schambeinbereich, im Unterbauch oder mit Hüftschmerzen zum Orthopäden. Dieser kann andere Sportverletzungen wie eine Adduktorenzerrung, eine Leistenzerrung, Sehnenansatzreizung, Stressfraktur, Leistenhernie oder Verletzungen des Hüftgelenks durch motorische Tests, Röntgen, eine Ultraschalluntersuchung, eine Szintigrafie oder ein MRT ausschließen. Im MRT werden Knochenmarksödeme sichtbar gemacht, die auch zu Schmerzen in der Leistenregion führen können.
Ausschlaggebend für die Diagnose der Schambeinentzündung sind letztendlich Schmerzen beim Gehen und Laufen, beim Treppensteigen, beim Einbeinstand und das Vorhandensein von Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen. Sportler mit Schambeinentzündung reagieren stark empfindlich auf Druck im Symphysenbereich und auf die Dehnung der Adduktorenmuskeln des Hüftgelenks bei der Abspreizung eines Beins nach außen. Da es sich bei der Schambeinentzündung nicht um eine infektiöse Erkrankung handelt, sollte im Blutbild keine Erhöhung der Entzündungswerte sichtbar sein.
Was hilft bei einer Schambeinentzündung?
Eine Schambeinentzündung heilt meist von selbst aus. Da sich die Symptome durch eine starke Beanspruchung der inneren Oberschenkelmuskulatur (Adduktoren) verschlechtern, ist eine Sportpause bei einer Schambeinentzündung unumgänglich. Die Behandlung der überlasteten Muskulatur durch einen Physiotherapeuten kann die Schmerzen in der Leiste lindern. Wärmeanwendungen wie die Heiße Rolle, Elektrotherapie und Ultraschallbehandlungen sowie Massagen fördern die Durchblutung und Entspannung der Muskeln. Rumpfstabilisierende Übungen entlasten langfristig überbeanspruchte Bereiche des Hüftgürtels.
Welche Medikamente, Tabletten und Salben helfen bei einer Schambeinentzündung?
Schmerz- und Entzündungshemmer wie Diclofenac oder Ibuprofen lindern kurzfristig die Schmerzen und dämmen die Entzündung ein. Salben erreichen besonders in diesem Bereich selten die Strukturen, für die sie bestimmt sind, da sie vorher durch die Haut absorbiert und verstoffwechselt werden. Bei längerfristigen oder chronischen Beschwerden der Symphyse werden häufig Kortison-Injektionen gegeben.
Wann darf man nach einer Schambeinentzündung wieder Sport machen?
Die Symphisitis heilt durch konservative Behandlung meist von selbst aus. Dabei ist jedoch von Seiten aller Beteiligten viel Ausdauer und Geduld gefragt. Ihren Sport sollten Sie erst dann wieder beginnen, wenn Sie beim Gehen und Laufen keine Schmerzen mehr haben. Besprechen Sie Ihre Trainingspläne mit Ihrem Orthopäden und einem Physiotherapeuten oder Sportwissenschaftler, um eine weitere Überlastung auszuschließen.
Welche Übungen lindern die Schmerzen bei einer Schambeinentzündung?
Sofern es schmerzfrei möglich ist, können Sie mit einer Schambeinentzündung im Schwimmbad kraulen und Aquajogging trainieren. Übungen im Vierfüßlerstand sind erlaubt. Auch beidbeinige Übungen, bei denen keine Verschiebung oder Verwringung des Beckengürtels stattfindet, kräftigen die Rumpfmuskulatur und belasten die Symphyse nur minimal. Kräftigen Sie die äußere Beinmuskulatur, die Gesäßmuskulatur und die Wadenmuskulatur, um die innere Oberschenkelmuskulatur und damit die Symphyse zu entlasten.