Trailrunning boomt: Allein im deutschsprachigen Raum locken Hunderte Trail-Wettkämpfe. Für alle, die Abenteuer abseits des Asphalts suchen, haben wir 16 Empfehlungen herausgepickt und dabei auf eine gute Mischung aus großen und kleinen Events, aus schwereren und leichteren Strecken sowie auf eine gleichmäßige regionale Verteilung geachtet.
Wettkämpfe, bei denen der Streckenverlauf auf Anhieb als sinnvolle Herausforderung einleuchtet, sind besonders reizvoll. Die Agentur Plan B hat für derlei ein bemerkenswertes Gespür. Neben der Alpenüberquerung Transalpine Run richtet sie alljährlich den Zugspitz Ultratrail aus, bei dem das Massiv der Zugspitze umrundet wird. Wer sich die vollen 101 Kilometer (vorerst) nicht antun möchte, kann kürzere Distanzen ab 25 Kilometer in Angriff nehmen. Ideal für Läufer, die schon im Mittelgebirge Erfahrungen gesammelt haben und jetzt alpines Terrain erkunden wollen. Das größte, international renommierteste Trail-Event in Deutschland. Zuletzt trug sich Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier in die Siegerlisten ein.
Idealer Lauf für Einsteiger rund um die Burg Warberg in Niedersachsen. Die Strecken führen durch den Naturpark Elm-Lappwald, über grüne Wiesen und durch idyllische Buchenhaine. Man ist überwiegend auf gut laufbaren Waldwegen unterwegs, garniert mit einigen Abschnitten Singletrails und nur selten auf Asphalt. Es gibt unterschiedlich lange Strecken sowie die Option eines „Run & Bike“-Rennens. Aber Achtung: Die Anstiege zu Amplebener Berg (310 Meter) und Tetzelstein sind nur zwei Beispiele dafür, dass es beim Elm Trail nicht nur flach geradeaus geht. Veranstalter ist der Verein Friends For Life, ein Zusammenschluss engagierter Ausdauersportler, die viel für den guten Zweck unterwegs sind.
Mit seinen zahlreichen Pfaden und Höhenzügen bietet das Erzgebirge im Grenzgebiet zu Tschechien das ideale Terrain und eine wunderbare Laufkulisse für alle vier Rennen des Sachsentrails, die zugleich Teil des German Trailrunning Cups sind. Die teilweise recht garstigen Anstiege führen bis auf 1000 Meter Höhe. Mit Ausnahme der Ultradistanz können alle Strecken selbstverständlich auch gewandert werden. Kinderrennen sind auch im Angebot – der Sachsentrail ist also eine Veranstaltung für die ganze Familie.
Mit elf Austragungen bereits ein Klassiker der noch jungen deutschen Trailszene. In der Siegerliste stehen illustre Namen wie Jens Lukas. Für ein Rennen abseits der Alpen sind die Strecken, die über die Preußischen Berge und durch zwei Bundesländer führen, anspruchsvoll. Das Geläuf stellt erfahrene Teilnehmer vor keine Probleme, für Trail-Novizen könnten die steinigen und manchmal rutschigen Abschnitte aber noch des Guten zu viel sein. Reichlich Rauf und Runter gibt’s auch: Schon die 24-Kilometer-Strecke bringt es auf je 1000 Höhenmeter in Auf- und Abstieg.
Eine der wenigen Veranstaltungen im Land, die viele Qualifikationspunkte für den Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB) bringen. Organisator Michael Eßer, selbst passionierter Trailrunner, stellt im Grenzgebiet von NRW und Rheinland-Pfalz Jahr für Jahr ein spätherbstliches Laufabenteuer auf die Beine. Die drei Strecken führen über einen der schönsten Fernwanderwege Deutschlands, den Rheinsteig. Von dem sehen die Läufer aber nicht allzu viel, da die Rennen bis in die Nacht dauern. Mit dem „Auge um Auge KoBoLT“ gibt es sogar einen eigenen Nachtlauf. Wer dabei sein will, muss sich bewerben – die KoBoLTe sind Einladungsläufe in Teilautonomie. Für Fortgeschrittene.
Der Pfälzerwald ist ein Paradies für Trailrunner, die naturbelassene, wurzelig-weiche Pfade auf Waldböden lieben. Teils geht es aber auch steinig und rutschig durch felsige Landschaften mit eindrucksvollen Aussichten. Die vielen An- und Abstiege verlangen selbst routinierten Läufern alles ab. Ultras werden 2019 nicht mehr angeboten, dafür drei Strecken unterhalb der Marathondistanz mit hohem Anteil an Singletrails. Für Anfänger ist der FunTrail (8,9 Kilometer) die perfekte Einstiegsdroge.
Glanzstück des Hunsrücks ist die Geierlay, Deutschlands höchste Hängeseilbrücke, gespannt über das Mörsdorfer Bachtal. Wer beim HuBuT den Long Trail wählt, wird im Streckenverlauf mit der Überquerung der 360 Meter langen und 100 Meter über der Erde hängenden Brücke belohnt. Darüber hinaus bieten Singletrails, Waldseen, Schluchten und historische Gemäuer reichlich Abwechslung auf allen Distanzen. Für Einsteiger geeignet und ideal gelegen für einen anschließenden Abstecher zum Weintrinken an Mosel oder Mittelrhein.
Wenn einer weiß, was Trailläufer lieben, dann ist das Denis Wischniewski, Herausgeber des Magazins „Trail“. Mit dem Lichtenstein Trail hat er eine Veranstaltung ins Leben gerufen, die nicht zuletzt durch das eigene Zeltlager mit Partys und Musik als Szenetreff der Community fungiert. Besonderes Schmankerl in der Rennauswahl ist ein drei Kilometer langer Downhill Time Trail, bei dem 250 Höhenmeter bergab gerast werden. Lichtenstein liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb und ist kein Paradies für Geldwäscher, sehr wohl aber eins für Läufer, die das Gelände lieben.
Deutschlands höchstes Mittelgebirge verzaubert mit engen Schluchten, Wildbächen, Felslandschaften und dichtem Baumbestand: Der Schwarzwald ist ein Naturparadies ersten Ranges, das Läufer bei den Black Forrest Trail Run Masters durchqueren können. Besonders fordernd sind die langen Anstiege: Vier Kilometer mit strammen 500 Höhenmetern nonstop bergan – das hat schon alpinen Charakter. Für Hartgesottene bietet der Veranstalter einen zweitägigen „Doppeldecker“ aus der 57- und 35-Kilometer-Distanz. Einsteiger können den „Petit Trail“ (16,5 Kilometer) wählen.
Die Rennen Osser Riese (25 Kilometer) und König vom Bayernwald (54 Kilometer) genießen in der hiesigen Trailrunning-Szene Kultstatus. Man erfreut sich am technisch anspruchsvollen Terrain und nimmt das Wetter, wie es kommt: weiter oben auch mal garniert mit Hagel, Graupel oder Schnee. Deshalb darf allerdings nur mit Pflichtausrüstung gestartet werden. Einziger Nachteil der Veranstaltung: Sie findet nur alle zwei Jahre statt. Das macht den Kampf um die begrenzte Anzahl an Startplätzen noch heißer. Zudem gibt es ein kurzweiliges Rahmenprogramm aus Vorträgen, Filmen und Musik.
Das Highlight des Jahres in Österreich. Alle Strecken sind anspruchsvoll, manche sogar brutal schwer, zumal es Anfang Juni auf den hochalpinen Abschnitten noch reichlich Schnee geben kann. Trotzdem oder gerade deshalb zieht es jährlich gut 1600 Teilnehmer, darunter einige internationale Spitzenathleten, nach Maria Alm, denen zudem ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten wird.
Erst drei Austragungen hat es von diesem Rennen gegeben, doch schon jetzt ist es aus dem Veranstaltungskalender kaum mehr wegzudenken, was vor allem am spektakulären Stubai-Gletscher liegt, der Zielort aller vier angebotenen Distanzen ist – von 8 Kilometern bis zum 65-Kilometer-Ultra, bei dem das Ziel direkt von der Olympiastadt Innsbruck aus angelaufen wird. 6027 Meter im Anstieg und 3464 im Abstieg kommen dabei zusammen. Traumhaft schöne Trails und Ausblicke, an denen man sich nicht sattsehen kann.
Die Nordwand des Eiger zu durchsteigen ist für Kletterer eine der größten Herausforderungen in den Alpen. Wer hätte das besser beurteilen können als der 2017 verstorbene Alpinist Ueli Steck, der die Wand mehrfach in Rekordzeit erklomm. Steck wagte sich 2014 beim Eiger Ultra Trail an die 51-Kilometer-Distanz und sagte anschließend über die 101 Kilometer: „Für mich wäre das härter als die Nordwand solo.“ Ausdauer ist auf allen Strecken gefordert, aber zum Glück bleibt der technische Anspruch moderat genug, als dass man noch das fantastische Panorama mit Blick auf den Eiger genießen kann. Für Einsteiger lohnt der E16-Genusstrail.
Die extremste Variante des Trailrunnings ist in der Kategorie Sky zu erleben. Es geht auf technisch schwierigem Terrain einen Berg hinauf und wieder hinab. Seilversicherte Abschnitte und Passagen, in denen über Gipfelgrate geklettert wird, sind keine Seltenheit. Teilnehmer sollten Trittsicherheit, Bergerfahrung und Schwindelfreiheit mitbringen. Das Panorama ist atemberaubend. Höchster Punkt ist der Gornergrat auf 3130 Metern. Die Veranstaltung ist wirklich nur etwas für erfahrene Läufer.
Aus der Mutter aller Ultraläufe in den Alpen, dem sogenannten K78 (heute nicht mehr im Programm), ist längst ein Groß-Event mit vielen Distanzen geworden. Organisator Andrea Tuffli hat die Veranstaltung seit 1986 immer wieder neu erfunden. War er früher mit seinem Angebot allein auf weiter Flur, hat der Boom des Trailrunnings seitdem Hunderte konkurrierende Events hervorgebracht. Die jüngste Neuerung beim Swiss Alpine: Die Rennen werden nun in die Rubriken Trailrunning (T), Running (K) und Hiking (H) unterteilt. Strecken der ersten Kategorie enthalten jetzt überwiegend schmale Pfade und sind nicht mehr mit dem straßenlastigen K78 von früher zu vergleichen.
Internationaler Berglaufklassiker im Schweizer Wallis mit spektakulären Panoramen. Das seit 1974 ausgetragene Rennen ist 31 Kilometer lang und führt von Sierre (585 Meter ü. NN) über Nava, den höchsten Punkt auf 2425 Meter Höhe, nach Zinal (1680 mMeter Es fordert den Teilnehmern maximale Ausdauerleistungen ab. Doch der Blick auf die fünf Viertausender, Weißhorn, Rothorn, Obergabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche, entschädigt für die Strapazen. Für ein alpines Rennen ist der Kurs gut laufbar, der Einsatz von Stöcken bleibt deshalb vom Veranstalter untersagt.