Knieverletzung
Bänderriss im Knie

Ein Bänderriss im Knie entsteht meist durch ein Verletzungstrauma, der Weg zurück zum Sport ist anstrengend. Wichtige Infos, wie die Rückkehr gelingt.
Eine Läuferin hält sich ihr schmerzendes Knie.
Foto: iStockphoto
In diesem Artikel:
  • Welche Bänder gibt es im Kniegelenk?
  • Welche Ursachen führen zu einem Bänderriss im Knie?
  • Wie fühlt sich ein Bänderriss im Knie an?
  • Kann man bei einem Bänderriss im Knie noch laufen?
  • Was hilft bei einem Bänderriss im Knie?
  • Wie behandelt man einen Bänderriss im Knie?
  • Behandlung des vorderen Kreuzbandes
  • Behandlung des hinteren Kreuzbandes
  • Behandlung des inneren Seitenbandes
  • Behandlung kombinierter Bandverletzungen
  • Die letzten Tage und Wochen vor der Rückkehr in den Sport
  • Kann ein Bänderriss im Knie von alleine heilen?
  • Wie lange dauert es, bis ein Bänderriss im Knie verheilt?
  • Wann kann ich nach einem Bänderriss im Knie wieder Sport machen?
  • Sport nach Riss des vorderen und hinteren Kreuzbandes
  • Sport nach Riss des inneren Seitenbandes
  • Tests für eine sichere Rückkehr in den Sport
  • Fazit: Übungen für Kraft und Beweglichkeit führen nach einem Bänderriss im Knie zurück zum Sport

Ein Bänderriss im Kniegelenk stellt die Frustrationstoleranz von Läuferinnen und Läufern auf eine harte Probe. Besonders Verletzungen der Kreuzbänder führen zu einem hohen Risiko einer erneuten Verletzung. Etwa 90 Prozent der Sportlerinnen und Sportler gehen davon aus, dass sie ihr Leistungsniveau wieder erreichen können – in der Realität schaffen das aber nur 55 Prozent. Es lohnt sich deshalb, mit den wichtigsten Informationen zu Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und sportlichem Wiedereinstieg in den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Operation zu gehen.

Welche Bänder gibt es im Kniegelenk?

Die größten und wichtigsten Bänder im Kniegelenk sind das vordere und hintere Kreuzband und das innere und äußere Seitenband. Bei einem Bänderriss im Kniegelenk sind entweder eines dieser Bänder (isolierte Ruptur) oder mehrere gleichzeitig (Multiligamentäre Verletzung) verletzt.

Vorderes Kreuzband (VKB): Das etwa 33 Millimeter lange vordere Kreuzband verbindet die untere Außenseite des Oberschenkelknochens (Condylus lateralis femoris) mit der oberen Innenseite des Schienbeins. Es hält Belastungen von etwa 204 Kilogramm stand und ist das am stärksten belastete Band des Kniegelenks. Das vordere Kreuzband verhindert eine zu starke Bewegung des Schienbeins gegen den Oberschenkel nach vorn und beschränkt die Innenrotation des Kniegelenks. Es spielt eine große Rolle für die Wahrnehmung der Position des Kniegelenks im Alltag und beim Sport.

Hinteres Kreuzband (HKB): Das etwa 35 Millimeter lange hintere Kreuzband verbindet den hinteren Teil des Schienbeins unterhalb der Kniekehle mit der Innenseite des Oberschenkelknochens oberhalb der Kniekehle. Es besteht aus zwei Faserbündeln, die am Oberschenkel breit und am Unterschenkel schmaler ansetzen, sodass der Ansatz am Oberschenkelknochen deutlich reißfester ist als sein Ansatz am Unterschenkelknochen. Es verläuft genau entgegengesetzt zum vorderen Kreuzband. Das hintere Kreuzband stabilisiert die Streckung/Beugung und Rotation im Kniegelenk. Je stärker die Beugung im Kniegelenk und je höher die Muskelaktivität in der hinteren Oberschenkelmuskulatur, desto höher die Belastung des hinteren Kreuzbandes.

Seitenband innen (Ligamentum Collaterale Mediale bzw. Tibiale (MCL)): Das flache innere Seitenband des Kniegelenks verläuft von der unteren Innenseite des Oberschenkelknochens zur oberen Innenseite des Schienbeins. Einige seiner Fasern sind mit dem Innenmeniskus verwachsen. Das innere Seitenband verhindert das Aufklappen des Kniegelenkspalts an der Knieinnenseite und limitiert die Außenrotation.

Seitenband außen (Ligamentum Collaterale Laterale bzw. Fibulare (LCL)): Das rundliche äußere Seitenband des Kniegelenks verläuft von der unteren Außenseite des Oberschenkelknochens zum Gelenkkopf des Wadenbeins (Caput fibulae). Im Gegensatz zum inneren Seitenband ist es nicht mit dem Außenmeniskus verwachsen. Es verhindert das Aufklappen des Kniegelenkspalts an der Knieaußenseite und limitiert die Rotation.

Es gibt weitere Bänder im Kniegelenk, wie beispielsweise das vordere meniskofemorale Ligament (aMFL) oder das hintere meniskofemorale Ligament (pMFL). Diese dienen jedoch der Unterstützung der größeren Bänder und werden als Begleitverletzung mitbehandelt.

Welche Ursachen führen zu einem Bänderriss im Knie?

In den meisten Fällen führt ein bestimmter Bewegungsmechanismus zum Bänderriss im Knie. Bänder können mittig, aber auch am Ansatz und Ursprung reißen und dann einen knöchernen Ausriss nach sich ziehen.

Das vordere Kreuzband reißt meist während der Landung nach einem Sprung, bei einem Ausfallschritt oder einem plötzlichen Richtungswechsel mit nachfolgender Beschleunigung. Dabei wird das leicht gebeugte Knie bei feststehendem Fuß nach innen gedrückt, rotiert und dann überstreckt. Ein Sturz auf das maximal gebeugte Kniegelenk oder das Auftreten bei überstrecktem Kniegelenk ist die häufigste Ursache für einen Riss des hinteren Kreuzbandes. Das innere Seitenband des Kniegelenks reißt isoliert, wenn über oder unter dem Kniegelenk bei feststehendem Fuß ein Schlag von der Seite erfolgt. Häufiger ist eine Kombination aus einem Riss des vorderen Kreuzbandes, des inneren Seitenbandes und/oder des Innenmeniskus. Ein isolierter Riss des äußeren Seitenbandes entsteht durch plötzliches Abstoppen oder Beschleunigen oder durch einen Schlag oder hohe Druckeinwirkung auf die Innenseite des Kniegelenks. Verletzungen des äußeren Seitenbandes sind deutlich seltener als solche von vorderem Kreuzband, hinterem Kreuzband und innerem Seitenband.

Wie fühlt sich ein Bänderriss im Knie an?

Die Rupturen aller Bänder im Kniegelenk werden in Grad 1 bis 3 eingeteilt, von einer Überdehnung (Distorsion) über den Riss einzelner Fasern bis hin zum kompletten Bänderriss. Eine Distorsion äußert sich häufig nur durch Schmerzen, ohne Schwellung oder andere Symptome. Die Hauptsymptome nach einem Bänderriss im Knie sind starke Schmerzen und ein instabiles und schwammiges Gefühl beim Auftreten sowie eine Schwellung, manchmal mit Einblutung (Hämatom). Die Wahrnehmung von sensorischen und motorischen Informationen ist nach dem Trauma gestört. Oft kann die Stellung des Kniegelenks nicht mehr richtig wahrgenommen werden.

Riss des vorderen Kreuzbandes: Bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes ist der Unterschenkelknochen gegen den Oberschenkelknochen nach vorn verrenkt. Oft hört man in diesem Moment ein „Ploppen“ im Kniegelenk, wenn das vordere Kreuzband reißt. Nach der Verletzung lässt sich der Unterschenkelknochen in Rückenlage bei 30° gebeugtem Knie nach vorn ziehen (Lachman-Test, vordere Schublade). Innerhalb von zwei bis vier Stunden bildet sich in den meisten Fällen ein Hämatom und das gesamte Kniegelenk schwillt an.

Riss des hinteren Kreuzbandes: Bei einem Riss des hinteren Kreuzbandes ist der Unterschenkelknochen gegen den Oberschenkelknochen nach hinten verrenkt. Nach der Verletzung lässt sich der Unterschenkelknochen in Rückenlage bei 90° Kniebeugung und leicht gebeugtem Hüftgelenk gegen den Oberschenkelknochen nach hinten verschieben (hintere Schublade).

Riss des inneren bzw. äußeren Seitenband: Das Kniegelenk fühlt sich instabil an, vor allem bei Richtungswechseln und abruptem Abbremsen. Die Verschiebung des Unterschenkels gegen den Oberschenkel leicht nach außen (Seitenband innen) oder nach innen (Seitenband außen) ist ein Zeichen für einen kompletten Riss (Grad 3). Recht zügig auftretende Schmerzen im Knie, eine lokale Schwellung und Muskelkrämpfe erschweren häufig die Untersuchung. Eine Ruptur des Innenbandes tritt oft als Begleitverletzung eines Kreuzbandrisses (meist des vorderen Kreuzbandes) auf.

Kann man bei einem Bänderriss im Knie noch laufen?

Theoretisch: ja. Praktisch: kommt drauf an. Abhängig davon, an welcher Stelle ein Band gerissen ist und ob Begleitverletzungen wie knöcherne Ausrisse oder ein Knochenbruch vorliegen, können manche Sportlerinnen und Sportler nicht mehr auftreten, andere noch fast gehen, manchmal sogar joggen. Gerade beim Fußball gibt es jedoch Fälle, in denen die Spieler nach einem Bänderriss im Kniegelenk nicht mehr aufstehen und gehen können. Das liegt sowohl am Wegknicken des Knies (Giving-Way-Phänomen) beim Auftreten als auch an der fehlenden Rückmeldung durch die gestörte Sensomotorik.

Was hilft bei einem Bänderriss im Knie?

Das Ziel der Akutbehandlung nach einem Bänderriss im Kniegelenk sind die Reduktion der Schmerzen und der Schwellung. Dabei helfen Hochlagerung, Kältebehandlung und Kompression. Eine schmerzadaptierte Belastung des Kniegelenks ist erlaubt. Eine unmittelbar angelegte Orthese kann Scherkräfte im Kniegelenk vermeiden. Über die weitere Behandlung bei Verdacht auf einen Bänderriss sollte Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin entscheiden.

Wie behandelt man einen Bänderriss im Knie?

Beim Verdacht wird die Ärztin oder der Physiotherapeut zuerst einige Tests durchführen, um eine grobe Einschätzung der verletzten Strukturen im Kniegelenk zu erhalten. Die meisten Tests eignen sich zwar, um einen eindeutigen Bänderriss im Kniegelenk zu bestätigen, jedoch nicht, um ihn bei negativem Testergebnis sicher auszuschließen. Bei Verdacht auf einen Bänderriss im Knie, der sich im Rahmen manueller Tests nicht eindeutig bestätigen lässt, wird Ihr Arzt deshalb immer ein MRT anfertigen lassen, um die Diagnose zu bestätigen, aber auch um Begleitverletzungen wie beispielsweise einen Meniskusriss oder Knorpelschäden auszuschließen. Ein Röntgenbild gibt Aufschluss über eine mögliche Fraktur.

Bestehen Begleitverletzungen und/oder knickt das Kniegelenk bei Belastung immer wieder weg (Giving-way-Phänomen), fällt die Entscheidung eher für eine Operation als eine konservative Behandlung. Grund dafür ist die recht gute Prognose bei einer OP, wohingegen bei der konservativen Behandlung eine mögliche chronische Instabilität des Kniegelenks eintreten kann, die ein erhöhtes Risiko für eine Arthrose darstellt. Diese betrifft insbesondere die Gelenkflächen zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen (Patellofemoralgelenk). Auch bei Sportlerinnen und Sportlern, die die Rückkehr in eine kniebetonte Sportart (Richtungswechsel, Sprünge, schnelles Abstoppen, Gegnerkontakt bei Spielsportarten oder Kampfsportarten) anstreben, wird eine Operation der konservativen Therapie oft vorgezogen. Im Gegensatz zu früheren Leitlinien ist das Alter der verletzten Läuferinnen und Läufer heute keine Entscheidungsgrundlage mehr für oder gegen eine Operation.

Grundsätzlich unterscheidet man in der Behandlung von einem Bänderriss im Knie die konservative Behandlung, die operative Behandlung und die operative Behandlung nach einer konservativen Behandlung, mit der keine funktionelle Stabilität im Knie erreicht werden konnte. Gerade bei Bänderrissen im Knie spielt die Rehabilitation eine große Rolle für das Behandlungsergebnis hinsichtlich Schmerz und Stabilität sowie die Rückkehr in den Sport und damit die Lebensqualität insgesamt.

Behandlung des vorderen Kreuzbandes

Immer wieder steht zur Diskussion, ob ein Riss des vorderen Kreuzbandes möglichst früh (innerhalb von maximal zehn Wochen nach dem Trauma) operiert werden sollte. Untersuchungen zeigen, dass die Behandlungsergebnisse nach einer frühzeitigen OP zwar in den ersten ein bis zwei Jahren etwas besser sind als diejenigen nach einer konservativen Therapie oder einer verzögerten Operation – nach fünf bis zehn Jahren gibt es allerdings kaum noch Unterschiede. Aktuelle Studienergebnisse zeigen sogar, dass die Knorpeldicke hinter der Kniescheibe nach einer frühen OP in den ersten fünf Jahren eher abnimmt als bei einer späteren OP oder ohne Operation. Aber warum? Eine Operation stellt für das verletzte Kniegelenk ein weiteres Trauma dar und erhöht die Anzahl der Entzündungsmediatoren im Blut bis zu acht Monate nach dem Eingriff. Zudem bedeutet jeder Eingriff am Kniegelenk eine Veränderung der Biomechanik beim Gehen und Laufen. Deshalb ist es sinnvoll, sich vor der OP mindestens sechs Wochen Zeit zu geben, um die Kniegelenksmuskulatur zu kräftigen und so das Operationsergebnis zu verbessern – sofern Begleitverletzungen wie ein Bänderriss des Seitenbandes oder ein Meniskusriss eine schnelle Operation nicht unbedingt erforderlich machen. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer konservativen Behandlung, wenn Sie das Knie normal bewegen und auf dem verletzten Bein hüpfen können und sich in den ersten 24 Stunden nach dem Trauma keine Schwellung entwickelt.

Konservative Therapie: Fällt die Entscheidung für eine Therapie ohne Operation, sollte so schnell wie möglich mit der Rehabilitation begonnen werden. Ob eine Orthese eingesetzt wird, hängt vom behandelnden Arzt ab. In der Akutphase ist neben der Aktivierung und Kräftigung des Quadrizeps mit Übungen in der offenen (ohne Gewicht) und geschlossenen Kette (mit Gewicht) sowie Elektrotherapie wichtig, die volle Streckfähigkeit des Kniegelenks zu erreichen und zu erhalten. Intensive Kräftigungsübungen mit dem gesunden Bein (Overflow) können den Kraftverlust des Quadrizeps im verletzten Knie in der frühen Phase verringern.

Der Schwerpunkt der nachfolgenden Phase liegt auf der Verbesserung der Kniestabilität durch Krafttraining und neuromuskuläres Training (NMT). Beim neuromuskulären Training wird zuerst ein bestimmtes Bewegungsmuster erarbeitet und dann durch Veränderung der Wiederholungszahl, Geschwindigkeit oder Dauer der Anspruch erhöht. Im letzten Schritt werden die erarbeiteten Übungen auf instabilen Flächen ausgeführt oder durch zusätzliche Anforderungen wie Hürden erschwert.

Operative Therapie: Die obere Knochenfläche des Schienbeins (Tibia), auf der die Gelenkfläche des Oberschenkelknochens hin- und hergleitet, ist nicht ganz gerade, sondern leicht nach hinten unten geneigt. Eine starke Neigung dieser Gelenkfläche kann das Risiko für einen Riss des vorderen Kreuzbandes erhöhen und damit ein Grund für eine erneute Ruptur sein. In seltenen Fällen wird deshalb bei der Kreuzband-Operation eine Veränderung der Stellung des Knochens vorgenommen. Die postoperative Versorgung mit einer Orthese ist wissenschaftlich umstritten. Studien, die die Wirkung der meistens verschriebenen Hartrahmenorthesen hinsichtlich Entlastung und Stabilisation des Kniegelenks sowie der schmerzhemmenden Wirkung untersuchen, kommen zu klinisch nicht relevanten Ergebnissen. Trotzdem erfolgt die Nachbehandlung nach einer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes fast immer mit Orthese. Die Rehabilitation erfolgt analog der konservativen Behandlung.

Behandlung des hinteren Kreuzbandes

Immer besser werdende Operationstechniken und genauere Kenntnisse der Biomechanik des Kniegelenks haben dazu geführt, dass Rupturen des hinteren Kreuzbandes öfter operiert werden als früher. Während Grad-1-2-Rupturen noch immer konservativ behandelt werden, werden Grad-3-Rupturen bei Menschen, die sportlich unterwegs sind oder wenn zusätzliche Verletzungen vorliegen, meist operiert.

Konservativ: Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Ihnen für die ersten 6 bis 16 Wochen eine Orthese verschreiben, die die Rückwärtsbewegung des Schienbeins nach hinten verhindert und so eine wiederholte Subluxation gegen den Oberschenkelknochen vermeidet. Mit dieser Orthese dürfen Sie das Bein weiterhin in Abhängigkeit der Schmerzen voll belasten. Die Orthese beschränkt die Beugung des Kniegelenks in den ersten sechs Wochen auf maximal 90°, um die Belastung auf das HKB gering zu halten. In der parallel verordneten Physiotherapie wird man Sie mit einer schonenden Mobilisation des Kniegelenks, bevorzugt aus der Bauchlage heraus, begleiten, sowie mit an den Schmerz angepassten Kräftigungsübungen. Die hintere Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings) trainieren Sie in den ersten 6 bis 12 Wochen sicherheitshalber bei einer maximalen Kniegelenksbeugung von 30° und die vordere Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps) bei maximal 60° Beugung. Auf diese Weise vermeiden Sie nach hinten gerichtete Scherkräfte im Kniegelenk.

Operativ: Man unterscheidet bei einer Operation des hinteren Kreuzbandes die Einbündel- und Doppelbündeltechnik: Der Operateur befestigt also entweder nur ein oder beide Faserbündel des hinteren Kreuzbandes mit Schrauben am Oberschenkelknochen. Für die Nachbehandlung existieren verschiedene Rehabilitationsansätze, vom kompletten Verzicht auf eine Bewegungslimitation bis hin zu einer Ruhigstellung für die ersten 12 Wochen nach der Operation. Das Vorgehen ist je nach Arzt und Operationstechnik unterschiedlich. Häufig ist es sinnvoll, in der Physiotherapie zu besprechen, was im individuellen Fall sinnvoll ist.

Studien empfehlen für die ersten 6 bis 12 Wochen eine Orthesenversorgung mit einer Bewegungslimitation von 90° Kniebeugung und die Rückkehr zur Vollbelastung des Kniegelenks nach sechs Wochen. Ab der siebten Woche darf das Kniegelenk meist wieder vollständig gebeugt werden. Für die ersten sechs Wochen sollte kein Krafttraining der Kniegelenksmuskulatur erfolgen, ab der siebten Woche bei maximal 30° Kniebeugung. Im weiteren Verlauf darf nach und nach auch mit höheren Kniebeugewinkeln trainiert werden.

Behandlung des inneren Seitenbandes

Unvollständige Risse des inneren Seitenbandes (Grad 1-2) können konservativ behandelt werden. Für Grad-3-Rupturen herrscht keine Einigkeit hinsichtlich der Entscheidung für eine operative oder konservative Therapie. Studien, die eine Operation empfehlen, stützen sich vor allem darauf, dass das Behandlungsergebnis direkt nach der OP besser sei als das einer konservativen Therapie. Langfristig lassen sich jedoch kaum Unterschiede zwischen den Behandlungsansätzen feststellen. Die Entscheidung für eine Operation fällt somit nur bei knöchernen Ausrissen eindeutig aus. Nach einer OP des inneren Seitenbandes ist das häufigste Problem in der Therapie eine starke Bewegungseinschränkung des Kniegelenks.

Konservativ: Das Kniegelenk wird für sechs bis acht Wochen mit einer Orthese versorgt. Ziel der frühen Behandlung sind der Erhaltung der vollen Streckfähigkeit und die Mobilisation des Kniegelenks in die Beugung bis mindestens 115°. Hinzu kommen Übungen zur Aktivierung des Quadrizeps. Eine gute Gleitfähigkeit der Kniescheibe ist die Voraussetzung für ein gut bewegliches Kniegelenk und sollte regelmäßig überprüft werden. Ab der achten Woche sollte die volle Bewegungsfähigkeit das oberste Ziel sein – begleitet von einem normalen Gangbild. Ab der zehnten Woche dürfen Sie wieder wie gewohnt Treppensteigen. Sprünge sind ab der 16. Woche erlaubt.

Operativ: Oft wird das Kniegelenk für die ersten drei Wochen mittels Orthese in der Streckung fixiert. In der sechsten Woche beginnt die aktive Therapie mit Krafttraining und Mobilisationsübungen. Die Rehabilitation nach der Rekonstruktion des MCL verläuft analog zu der Nachbehandlung nach Operation des VKB. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der vollen Streckfähigkeit des Knies und es werden Übungen in der geschlossenen Kette solchen in der offenen Kette anfangs vorgezogen.

Behandlung kombinierter Bandverletzungen

Wenn mehrere Bänder im Kniegelenk reißen, beispielsweise das vordere Kreuzband und das innere Seitenband in Kombination, sieht die Behandlung meist etwas anders aus als bei einer isolierten Ruptur. Die Tendenz geht zu einer operativen Behandlung, weil die Studienergebnisse hinsichtlich der Rückkehr zur Sportfähigkeit etwas bessere Ergebnisse zeigen. Die Rekonstruktion wird entweder innerhalb einer Operation oder in mehreren Operationen durchgeführt. Für das mehrzeitige Vorgehen zeigt eine Studie bessere funktionelle Ergebnisse. Nach einer Rekonstruktion wird für mindestens drei Wochen eine Entlastung des operierten Beins in Hartschalenorthese empfohlen und meist erst danach mit der Mobilisation begonnen, obwohl es Studienergebnisse gibt, die für eine frühe Mobilisation innerhalb der ersten drei Wochen bessere Behandlungsergebnisse fanden.

Die letzten Tage und Wochen vor der Rückkehr in den Sport

Welches Band auch immer bei Ihnen im Kniegelenk gerissen war: Bevor Sie beginnen, langsam wieder in den Laufsport einzusteigen, sollten Sie Ihr verletztes Kniegelenk wieder annähernd in den gleichen Leistungszustand versetzen wie Ihr gesundes Knie. Dabei helfen Mobilisationsübungen, um die Beweglichkeit von Hüftgelenk, Kniegelenk und Sprunggelenk wiederherzustellen. Vor allem die volle Beweglichkeit des Kniegelenks in die Streckung ist für ein physiologisches Gangbild wichtig. Gleichgewichtsübungen auf instabilen Untergründen wie einem Balancepad, einem Kreisel oder einer Weichbodenmatte unterstützen die Verbesserung der muskulären Koordination – innerhalb eines Muskels und der Muskeln untereinander. Die intramuskuläre und intermuskuläre Koordination sind für eine spätere Vermeidung von Sportverletzungen immens wichtig.

Biofeedback kann unterstützend eingesetzt werden, um die Wahrnehmung von Bewegungen und Muskelaktivität zu verbessern. Ausdauertraining am Armergometer oder auf dem Fahrrad erhalten die Ausdauerfähigkeit. Elektrische Muskelstimulation (EMS) und Elektrotherapie (Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)) unterstützen den Muskelaufbau insbesondere in der Vorbereitung auf die Operation und in den ersten drei Monaten postoperativ.

Besonders bei Verletzungen des vorderen Kreuzbandes bestätigen Studien, dass die psychologische Komponente eine große Rolle spielt, wenn es um die Rückkehr in den Sport geht. Studien, die sich mit der Psychologie von Verletzungen beschäftigen, empfehlen kognitive Verhaltenstherapie, damit Sportlerinnen und Sportler ihre Leistungsfähigkeit wiedererlangen können. Läuferinnen und Läufer sollten in diesem Rahmen darüber aufgeklärt werden, was die Verletzung und eine mögliche Operation im Alltag bedeuten, wie Aktivitätenplanung während der Heilungsphasen möglich ist, welche Strategien es im Umgang mit Depressionen und Rückschlägen gibt und worauf man im Hinblick auf den inneren Monolog, also die Art, wie man mit sich selbst spricht, achten kann und sollte.

Kann ein Bänderriss im Knie von alleine heilen?

Grundsätzlich ermöglicht die Zusammensetzung der Bänder im Kniegelenk eine Heilungsreaktion. Ein geringer Anteil an Zellen und Kollagen erschwert die Heilung allerdings. Eine tatsächliche Heilung konnte bisher vor allem bei Personen mit einem körpernahen (proximalen) Bänderriss am Oberschenkelknochen nachgewiesen werden, die im MRT eine regelmäßige Faserstruktur des jeweiligen Bandes aufweisen.

Wie lange dauert es, bis ein Bänderriss im Knie verheilt?

Die Rehabilitation nach einem Bänderriss im Knie wird unterteilt in eine frühe Phase, eine mittlere Phase und eine späte Rehabilitationsphase. Der gesamte Genesungsprozess bis zum Erreichen der vollen sportlichen Leistungsfähigkeit dauert nach einem Kreuzbandriss etwa neun bis zwölf Monate. Rupturen des Innen- und Außenbandes verheilen schneller.

Wann kann ich nach einem Bänderriss im Knie wieder Sport machen?

Wann die volle Belastungsfähigkeit des Kniegelenks wieder erreicht ist, hängt von der Schwere der Verletzung und dem betroffenen Band ab. In den ersten neun Monaten nach einer Verletzung der Kreuzbänder sinkt mit jedem Monat, den man später wieder in den Sport zurückkehrt, das Risiko für eine weitere Verletzung oder einen erneuten Riss. Somit ist der Wiedereinstieg nach neun Monaten eine recht sichere Empfehlung, wenn keine Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um den aktuellen Leistungszustand des Kniegelenks genau zu beurteilen. Nach einem Riss des inneren oder äußeren Seitenbandes starten einige Sportlerinnen und Sportler bereits nach etwa 20 Tagen wieder erfolgreich mit sportlichen Aktivitäten.

Wichtig ist zu jedem Zeitpunkt vor allem die Frage: Trauen Sie sich und Ihrem Körper den Wiedereinstieg zu diesem aktuellen Zeitpunkt zu? Und dann sind die Entwicklung einer Schwellung im Knie und eine Schmerzzunahme die besten Orientierungspunkte für die Entscheidung, ob Sie das Training intensivieren sollten oder lieber nicht.

Sport nach Riss des vorderen und hinteren Kreuzbandes

Die Rückkehr in den Sport erfolgt nach Rupturen des vorderen und hinteren Kreuzbandes ähnlich. Während man in der Literatur recht detaillierte Informationen zum Return to Sport nach VKB-Ruptur findet, sind die Vorgaben für HKB-Rupturen eher dürftig.

Ab der 13. Woche nach dem Bänderriss können Sie die Belastung auf Ihr Kniegelenk und das hintere Kreuzband langsam wieder steigern. Die Orthese wurde durch die Ärztin oder den Therapeuten mittlerweile für die volle Beweglichkeit freigegeben und Sie dürfen nach und nach auch wieder ohne Orthese trainieren. Beginnen Sie mit dynamischen Bewegungen, die keine plötzliche Reaktion oder Richtungsänderung erfordern. Statt zu joggen, sollten Sie vorsichtshalber erstmal mit einer weniger belastenden Sportart starten: Walken. Grundsätzlich ist Laufen ab der 13. Woche aber wieder erlaubt. Bei vielen Läuferinnen und Läufern reichen zu diesem Zeitpunkt jedoch weder die Bewegungsqualität noch die funktionelle Stabilität des Kniegelenks für einen sicheren Wiedereinstieg aus. Testbatterien aus funktionellen Tests und Übungen sollten deshalb eingesetzt werden, um den individuell besten Zeitpunkt für die Rückkehr in den Sport zu bestimmen. Um sicher joggen zu können, sollten Sie laut spezieller Rehabilitationsprogramme beispielsweise mindestens 125 Prozent Ihres Körpergewichts einbeinig und/oder 200 Prozent Ihres Körpergewichts beidbeinig an der Beinpresse bewältigen können.

Um das Kniegelenk nach einer VKB-Ruptur für den Sport wieder fit und reaktionsschnell zu machen, haben die Wissenschaftler Machan und Krupps 2021 das Dreizackmodell der neuroplastischen Adaptation erstellt. Mit unterschiedlichen Aufgaben, die entweder vorrangig die Entscheidungsfähigkeit, die Reaktionsfähigkeit oder den Umgang mit Ablenkung trainieren soll neurophysiologische und motorische Defizite nach dem Bänderriss reduzieren. Bei einer reaktionsbasierten Aufgabe beispielsweise muss der Läufer einen Sprung nach links machen, wenn eine ungerade Zahl genannt wird, einen Sprung nach rechts bei gerader Zahl. Bei einer ablenkungsbasierten Aufgabe rechnet die Läuferin z. B. beim Slalomlaufen Rechenaufgaben. Eine ähnliche Möglichkeit bietet das Training mit Reaktionslichtern.

Für das Training im Fitnessstudio gelten nach HKB-Ruptur in Absprache mit Arzt oder Therapeutin für den Wiedereinstieg folgende Vorgaben:

  • Training mit geringer Beugung (bis 60°)
  • Übungsvarianten mit reduzierter Muskelspannung im hinteren Oberschenkel (Ischiocrurale Muskulatur)
  • Widerstände körperfern (z. B. am Sprunggelenk) ansetzen, z. B. an der Beinpresse

Nach 25 Wochen dürfen Sie sowohl Sprünge trainieren als auch das Lauf-ABC wieder in Ihren Trainingsplan integrieren.

Gerade nach VKB-Plastik besteht nach Abschluss der Rehabilitation weiter ein Kraftdefizit in der vorderen Oberschenkelmuskulatur. Die Ursache für die Schwäche des Quadrizeps ist ein reduziertes Zusammenspiel zwischen vorderem Kreuzband und Quadrizeps sowie eine Beeinträchtigung der zeitgleichen Aktivierung möglichst vieler Muskelfasern. Die eingeschränkte Funktion des Kniegelenks kann Studien zufolge das Risiko für Arthrose erhöhen. Ein gezielter Muskelaufbau und Übungen zur Verbesserung der Kniekontrolle bis zu sechs Wochen vor der Operation ist deshalb eine optimale Vorbereitung.

Ist die Rehabilitation des Kniegelenks abgeschlossen und die endgültige Freigabe für die Rückkehr in den Sport durch Arzt und Physiotherapeutin erteilt, kann eine Ganganalyse und/oder Laufanalyse dabei helfen, an noch vorhandenen Defiziten wie Muskeldysbalancen oder Bewegungseinschränkungen zu feilen.

Mit einem detaillierten Athletiktraining können Sie langfristig weitere Verletzungen und Rückfälle vermeiden. Denn der Weg zurück zur alten Leistung beim Laufen ist lang, manchmal ernüchternd und kräftezehrend. Etwa 55 Prozent der Sportlerinnen und Sportler kehren in den Wettkampfsport zurück bzw. erreichen das Wettkampfniveau, auf dem sie vor dem Bänderriss agiert haben. Etwa 25 Prozent verletzen sich erneut.

Sport nach Riss des inneren Seitenbandes

Sobald Kraft und Sensomotorik wieder seitengleich sind, ist eine Rückkehr in den Sport möglich. Das kann bei Grad-1- und Grad-2-Rupturen innerhalb von 20 Tagen sein. Sowohl konservativ als auch operativ versorgte Grad 3-Rupturen des inneren Seitenbandes benötigen etwa 20 Wochen, bis ein normales Training mit Lauftraining, ein- und beidbeinigen Sprüngen, Start- und Stoppbewegungen wieder möglich ist.

Tests für eine sichere Rückkehr in den Sport

Als Begleitung bei der Rückkehr in den Sport nehmen funktionelle Tests und Übungen einen großen Stellenwert ein. Sportmediziner haben einige Tests zusammengestellt, mit denen Sie vor der Rückkehr ins Training testen können, ob Ihr Knie wieder stabil genug fürs Laufen ist. Einige davon haben wir hier für Sie laienverständlich zusammengefasst. Auf Sprungtests wurde hier bewusst verzichtet, da Sie diese aus Sicherheitsgründen nur unter Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Sporttherapeuten erlernen und ausführen sollten.

Bewegungsausmaß: Sie sollten Ihr Kniegelenk in vollem Ausmaß beugen und strecken können. Nach einem Bänderriss im Kniegelenk ist die vollständige Streckung des Kniegelenks von besonderer Bedeutung für den Laufstil und als Vorbeugung von Verletzungen. Um die Streckung im Vergleich zum gesunden Bein zu testen, können Sie den Prone Hang Test machen. Legen Sie sich dazu in Bauchlage auf Ihr Bett. Rutschen Sie so weit am Fußende nach unten, dass Ihre Kniescheiben, die Unterschenkel und die Füße frei hängen. Die Streckung im Kniegelenk sollte hierbei seitengleich sein. Halten Sie diese Position für fünf Minuten. Schmerzfrei. Für die Kontrolle der Kniebeugung ziehen Sie jeweils ein Knie in Rückenlage so nah wie möglich an den Körper, während das andere gestreckt auf dem Boden liegt. Das verletzte Bein sollte mindestens 95 Prozent der Beugefähigkeit des gesunden Kniegelenks wiedererlangt haben, bevor Sie in den Sport einsteigen.

Bewegungsqualität: Stellen Sie sich vor einen Spiegel, in dem Sie sich komplett sehen können. Machen Sie eine einbeinige Kniebeuge auf dem gesunden Bein. Beugen Sie das Kniegelenk dabei bis etwa 60°. Dabei sollten Sie den Oberkörper und das Becken gerade halten können und das Knie so stabilisieren, dass es nicht nach innen in eine X-Bein-Stellung rotiert. Wiederholen Sie die Bewegung dreimal. Dann wechseln Sie auf das verletzte Bein. Die Ausführung sollte der mit dem gesunden Bein ähnlich oder gleich sein.

Wadenmuskelkraft: Stellen Sie den Ballen des Fußes Ihres gesunden Beins auf die unterste Treppenstufe oder einen Stepper. Die Ferse ragt frei über die Stufe nach hinten hinaus. Festhalten am Treppengeländer oder einer Stuhllehne ist erlaubt. Senken Sie die Ferse nach unten so weit wie möglich ab und drücken Sie sich dann in den Zehenstand hoch. Die gesamte Bewegung sollte etwa eine Sekunde dauern. Wiederholen Sie die Übung so lange, bis Sie es nicht mehr so hoch in den Zehenstand schaffen wie bei der ersten Wiederholung. Wechseln Sie dann auf den Fuß des verletzten Beins. Sie sollten hier mindestens 20 Wiederholungen schaffen und maximal fünf Wiederholungen weniger als mit dem gesunden Bein.

Gesäßmuskelkraft: Legen Sie sich auf den Rücken. Stellen Sie beide Füße hüftbreit auf, sodass die Knie 90° gebeugt sind. Legen Sie die Hände auf Ihrem Brustbein ab. Heben Sie den verletzten Fuß minimal vom Boden ab. Drücken Sie Ihr Gesäß mit dem gesunden Fuß nach oben, bis Ihre Knie, Gesäß und Schultern eine schräge Linie bilden. Bewegen Sie Ihr Gesäß wieder zum Boden (nicht ablegen!) und drücken Sie sich wieder hoch. Wiederholen Sie die Übung so oft wie möglich, bis Sie das Gesäß nicht mehr so weit hochdrücken können wie bei der ersten Wiederholung. Wechseln Sie dann auf den Fuß des verletzten Beins. Sie sollten mindestens 20 Wiederholungen schaffen, aber maximal fünf Wiederholungen weniger als mit dem gesunden Bein. Ihre hintere Oberschenkelmuskulatur krampft nach mehreren Wiederholungen? Dann tut einer Ihrer Muskeln vermutlich nicht ganz das, was er soll. Passiert Ihnen das immer wieder, sollten Sie dieses Problem mit Ihrer Physiotherapeutin besprechen und die entsprechende Muskulatur gezielt trainieren.

Gleichgewicht und Balance: Sie brauchen für diese Übung eine Stoppuhr oder Ihr Smartphone. Starten Sie die Stoppuhr. Stellen Sie sich frei, mit geradem Oberkörper und leicht gebeugtem Kniegelenk auf Ihr verletztes Bein. Verschränken Sie die Arme vor der Brust. Halten Sie das Gleichgewicht im Einbeinstand so lange wie möglich. Stoppen Sie die Uhr, sobald Sie die Position Ihrer Arme verändern oder den zweiten Fuß aufsetzen müssen. Wiederholen Sie die Übung mit geschlossenen Augen. Ihr Ziel: mindestens 43 Sekunden mit offenen Augen und 9 Sekunden mit geschlossenen Augen. Sie erreichen das Ziel im ersten Anlauf? Dann vergleichen Sie Ihre Leistung mit dem rechten und linken Bein. Besteht ein großer Unterschied, sollten Sie weiter konsequent mit Übungen auf instabilen Untergründen an der Gleichgewichtsfähigkeit des verletzten Beins arbeiten.

Laufstil: Laufen Sie mindestens zehn Minuten mit einer Pace von 7:30 min/km. Am besten eignet sich dafür ein Laufband mit einem Ganzkörperspiegel, in dem Sie die Stellung Ihrer Kniegelenke (keine starke Innendrehung in der Standphase!), Rumpfbewegungen zur Seite oder in die Rotation und ein mögliches Absinken des Beckens zur Seite kontrollieren können. Es sollte bei diesem Tempo möglichst keine Ausweichbewegung zu sehen sein, besonders in der Standphase.

Sie haben alle Tests erfolgreich bestanden? Herzlichen Glückwunsch! Dann steht einem bedachten und achtsamen Wiedereinstieg ins Laufen nichts entgegen. Um eine mögliche Überlastung des Kniegelenks frühzeitig zu erkennen, können Sie regelmäßig den Knieumfang messen. Messen Sie dazu links und rechts bei gestrecktem Kniegelenk den Umfang direkt über der Kniescheibe, in der Mitte der Kniescheibe und direkt unterhalb der Kniescheibe, bevor Sie wieder ins Training starten und notieren Sie die Werte. Veränderungen von mehr als einem Zentimeter deuten auf eine Überlastung hin. Ein weiterer Parameter für die Belastungskontrolle ist natürlich der Schmerz. Auf einer Skala von 0 bis 10 sollte er nie stärker als 2 sein.

Fazit: Übungen für Kraft und Beweglichkeit führen nach einem Bänderriss im Knie zurück zum Sport

Die wichtigsten Bänder im Kniegelenk sind das vordere und hintere Kreuzband sowie das innere und äußere Seitenband. Bänderrisse im Knie entstehen meist durch ein Trauma und werden je nach Schwere der Verletzung in die Grade 1 bis 3 eingeteilt. Die Entscheidung für eine konservative Therapie oder eine Operation ist abhängig vom Schweregrad der Verletzung und den Anforderungen, die Läufer und Läuferinnen an ihr Kniegelenk zukünftig haben. Wird eine Rückkehr in den Wettkampfsport angestrebt, fällt die Entscheidung eher für eine operative Versorgung. Studien zeigen allerdings immer wieder auf, dass zwischen einer konservativen Therapie und einer operativen Rekonstruktion des Bandes nach etwa zwei bis fünf Jahren kaum noch Unterschiede in funktionellen Tests bestehen.

Das Hauptaugenmerk der Rehabilitation vor dem Wiedereinstieg in den Sport liegt darauf, die Beweglichkeit wiederzuerlangen, den Quadrizeps und die hintere Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings) zu kräftigen und die Reaktionsfähigkeit zu verbessern. Bis zum Wiedererlangen der vollen Sportfähigkeit kann es neun bis zwölf Monate dauern. Unabhängig davon, ob das Knie operiert oder ein Therapieweg ohne Operation eingeschlagen wurde, ist das Risiko für eine weitere Knieverletzung erstaunlich hoch. Nur etwa 55 Prozent der Sportler und Sportlerinnen kehren auf ihr Leistungsniveau vor der Verletzung zurück, doch auch für die meisten anderen ist angepasstes Sporttreiben weiterhin möglich und sinnvoll.

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Erscheinungsdatum 12.05.2023